OPERNSTAR ROBERT HOLZER: „GESANG IST DER SINN MEINES LEBENS“
Wien, Madrid, Buenos Aires: Der oberösterreichische Bassist Robert Holzer war und ist auf den ganz großen Bühnen der Welt zu Hause. Mit mehr als 80 Opernpartien im deutschen und italienischen Fach und seinem umfangreichen Konzertrepertoire von mehr als 100 Werken begeistert er seit mittlerweile 40 Jahren Musikliebhaber rund um den Globus. Der Liedgesang ist dabei seit jeher eine besondere Leidenschaft, die Robert Holzer zu seinem 60. Geburtstag mit einer Schubertiade im Palais Linz wieder aufleben lässt. Wie er seinen Weg zu Schubert gefunden hat, welche weltbekannten Stars ihn dabei begleitet haben und warum er sich für die Förderung junger Gesangstalente einsetzt, verrät er im spannenden Palais-Talk.
”Lieber Herr Holzer, vielen lieben Dank, dass Sie sich für ein Interview anlässlich Ihres Jubiläumskonzertes im Palais Linz Zeit nehmen. Bevor wir zu diesem speziellen Ereignis kommen, würden wir gerne etwas mehr zu Ihrer Karriere und Ihrer Liebe zur Musik erfahren. Zuallererst würde uns interessieren, wie Sie zum Operngesang gekommen sind? Was hat Sie dazu inspiriert?
Ich habe das Stiftergymnasium in Linz besucht und dort im Chor von Wolfgang Mayrhofer gesungen. Er war es, der mich dazu motiviert hat meine Stimme am Bruckner Konservatorium ausbilden zu lassen und in seinem Kammerchor zu singen. Das habe ich allerdings nur nebenbei gemacht, denn ich wollte eigentlich Jurist werden. Nach einem Auftritt in Salzburg habe ich mir aus Interesse eine Gesangsstunde bei Professor Rudi Knoll am Mozarteum angehört. Nachdem ich ihm die Sarastro-Arie vorgesungen hatte, ist er verschwunden und kurz darauf mit zwei weiteren Herren zurückgekommen, denen ich die Arie noch einmal vorsingen sollte. Die beiden Herren haben sich schließlich als Abteilungsleiter und Leiter der Opernschule herausgestellt, die mir gemeinsam mit Professor Knoll direkt einen Studienplatz am Mozarteum angeboten haben. Folglich habe ich parallel Gesang und Jus studiert, wobei mir Professor Knoll im sechsten Semester ans Herz gelegt hat, mich voll auf den Gesang zu konzentrieren, was ich dann auch getan habe.
”Ihr Debüt gaben Sie dann 1988 an der Wiener Kammeroper.
Ich kann mich gut erinnern, das war mein erster Auftritt auf einer Opernbühne mit „La cantatrice calva“ von Eugène Ionesco – eine Erstaufführung in Österreich mit der wir auch in Italien auf Tournee gegangen sind. Direkt darauf folgte 1989 ein vierjähriges Festengagement am Stadttheater Bern.
”Sie waren auch an der Wiener Staatsoper, im Teatro Massimo in Palermo, an der Oper Rom, im Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Opernhaus Dortmund, im Teatro de la Zarzuea in Madrid, am Nationaltheater Mannheim, am Stadttheater Kassel uvm. Das klingt nach einem aufregenden Leben in dem Anpassungsfähigkeit eine große Rolle spielt.
Für das Familienleben war das natürlich schwierig, da ich ca. acht Monate im Jahr unterwegs war. Als die Kinder noch klein waren, sind wir als Familie gereist und haben viel Zeit gemeinsam in Spanien und Italien verbracht. Ab dem Schulalter war das dann natürlich nicht mehr so leicht möglich und ich war viel allein unterwegs. Mein guter Freund und Wegbegleiter Thomas Kerbl hat mich schließlich dazu gebracht ein paar Stunden am Brucknerkonservatorium zu unterrichten. Das ist mit der Zeit immer mehr geworden und ich war froh, nicht mehr so oft in den Flieger steigen zu müssen. 2011 wurde ich schließlich Institutsdirektor für Gesang an der Bruckneruni, wo ich nun auch eine volle Lehrverpflichtung habe.
”Wie war es für Sie viele Jahre lag an unterschiedlichen Häusern zu singen? Gibt es hier beträchtliche Unterschiede?
Es gibt natürlich Bühnen mit besserer und schlechterer Akustik. Es ist zum Beispiel immer eine Auszeichnung, wenn man an der Wiener Staatsoper singen darf. Ich erinnere mich aber auch noch gut an zwei Produktionen, bei denen ich Wagner und Strauß im Teatro Colón in Buenos Aires – einer Opernbühne mit 3.500 Zuschauerplätzen – singen durfte. Das war eines der beeindruckendsten Erlebnisse. Wenn man dort die Gänge entlang wandelt und auf goldenen Tafeln die Namen berühmter Sänger wie Enrico Caruso liest, ist das etwas ganz Besonderes.
”Das Teatro Colón war demnach Ihr Lieblingshaus?
Mein absolutes Lieblingshaus war immer die Wiener Staatsoper. Parallel zu meiner Opernkarriere habe ich allerdings auch eine Konzertkarriere verfolgt. Vor allem die ersten zehn Jahre, da ich als 23-jähriger Bassist zu jung für viele Rollen war. Im Konzert war das natürlich nicht der Fall und so habe ich unzählige Konzerte im Musikverein und im Konzerthaus in Wien gesungen, was zu den schönsten Erlebnissen zählt. Zuhause zu singen, ist schließlich immer etwas ganz Besonderes.
”Nach Viktor Frankl ist die Sinnfindung die zentrale Überlebensstrategie des Menschen. Ist der Gesang der Sinn Ihres Lebens?
Ein Leben ohne Gesang könnte ich mir nicht vorstellen, wobei die Leidenschaft für juridische Angelegenheiten noch immer besteht. Dennoch ist Gesang für mich Sinn des Lebens und mein Beruf Berufung geworden. Immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen, an neuen Inszenierungen mitzuwirken, mit neuen Kollegen und Dirigenten zu arbeiten und neue Herausforderungen anzunehmen, macht einfach große Freude. Vor allem auch in Konzerten und intimen Liederabenden zu merken, wie man das Publikum begeistern und mitnehmen kann, ist einfach wunderschön.
”Kommen wir nun zu Ihrem ganz besonderen Konzert im Palais Kaufmännischer Verein Linz, das am 15. Mai anlässlich Ihres 60. Geburtstages in Form einer Schubertiade stattfinden wird. Warum haben Sie dieses Thema ausgewählt? Welche besondere Beziehung haben Sie zu Schubert?
Liederabende sind die intimste Form der Interpretation. Hier gibt es kein Kostüm, keine Maske, kein Orchester – man ist nur auf die eigene Interpretation angewiesen und das hat mir immer großen Spaß gemacht. Bereits in jungen Jahren hatte ich das große Glück in Robert Holl einen Mentor zu finden, mit dem ich nicht nur singen, sondern auch bis tief in die Nacht über Schubert und das Leben philosophieren durfte. Darüber hinaus durfte ich als junger Sänger an der Schubertiade von Hermann Prey im Wiener Musikverein mitwirken, was ein ganz besonderes Erlebnis war. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Bücher über Schubert verschlungen und mir eine Menge Hintergrundwissen angeeignet, was meine Leidenschaft für Schubert noch weiter angefacht hat.
1991 habe ich dann schließlich meine erste eigene Schubertiade in Linz organisiert. Schon damals habe ich sehr gerne Ensembles gesungen und so freut mich wahnsinnig, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen wie Juliane Banse, Ruxandra Donose, Ursula Langmayr, Birgid Steinberger, Robert Brooks, Adrian Eröd, Alexander Kaimbacher, Max Müller und Michael Schade nun zugesagt haben, beim Jubiläumsabend im Palais Linz dabei zu sein und ein paar Ensembles mit mir zu singen. Begleitet werden wir dabei von meinem guten Freund und Wegbegleiter Thomas Kerbl, mit dem ich bereits an die 100 Liederabende absolviert und zahlreiche CDs eingespielt habe.
”Worauf können sich die Schubertiade-Besucher demnach besonders freuen?
Dass sie einen bunten Querschnitt von Schuberts Schaffen erleben werden, der von sehr unterhaltsamen Ensemblestücken gekrönt wird.
”Warum haben Sie das Palais Linz als Veranstaltungsort für Ihr Jubiläumskonzert ausgewählt?
Der Bildersaal des Palais Linz bietet einen wunderschönen, intimen Rahmen der die gesellige Atmosphäre der Kammermusik perfekt unterstreicht. Darüber hinaus besteht eine ganz besondere Verbindung zu Palais-Chef Rafael Hintersteiner, der nicht nur an der Bruckneruni Gesang studiert, sondern das Ensemble der Bruckneruni für seinen Musikalischen Kalender auch bereits mehrfach engagiert hat.
”Mit dem Erlös der Schubertiade sollen junge, talentierte Gesangstudierende am Sprung ins Berufsleben unterstützt werden. Warum ist Ihnen das ein besonderes Anliegen?
Ich selbst habe wahnsinnig viel von großartigen Künstlern wie Robert Holl und Franz Welser Möst gelernt. Gerade zu Beginn einer Karriere sind solche Kontakte wahnsinnig wichtig. Um junge Studierende ganz in diesem Sinne zu unterstützen, habe ich vor einigen Jahren die Gesangsakademie Oberösterreich gegründet. Hier konnten wir viele Spezial-Kurse mit berühmten Persönlichkeiten anbieten und damit neue Blickwinkel schaffen. In der Pandemie sind allerdings viele Studierende in eine Notlage geraten. Aus diesem Grund ist es nun mein Herzens- und Geburtstagswunsch, mit dem Erlös der Schubertiade Studierenden unter die Arme zu greifen.
”Eine wunderbare Geste. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem „Musikalischen Kalender“, bei dem die Unterstützung und Förderung junger Musik-Talente im Mittelpunkt steht, Teil davon sein dürfen. Werfen wir abschließend einen Blick in die Zukunft: Gibt es musikalische Ziele, die Sie noch erreichen möchten? Welche Bühnen würden Sie mit 60 gerne noch erobern?
Ich habe in meinem Beruf sehr viel erreicht, habe auf vielen großen Bühnen gesungen und bin sehr glücklich damit. Ich habe zwei Lieblingsrollen, das ist der Baron Ochs im Rosenkavalier und der Gurnemanz im Parsifal – wenn mich diese Rollen noch einmal eine Zeit lang begleiten würden, würde ich mich sehr freuen. Abgesehen davon ist es mein Ziel stimmlich so fit zu bleiben, sodass man mir noch lange gerne zuhört.
Die einzigartige Stimme von Robert Holzer live erleben
Möchten Sie gleichzeitig etwas Gutes tun?
Wir freuen uns auf ein außergewöhnliches Konzert und wünschen dem Jubilar sowie allen Gästen und Mitwirkenden ein großartiges musikalisches Geburtstagsfest!




